IRONMAN ZÜRICH – Dieses Mal richtig!

Zack, Zack, Zack kann ich nur sagen. Da war das Jahr schon wieder rum. Ein weiteres Jahr Vorbereitung für meine zweite Langdistanz, den vorerst letzten Ironman in Zürich. Da habe ich doch gerade erst den letzten Beitrag aus Hamburg mit den Sätzen to be continued beendet und schon war es wieder soweit. Dieses Mal richtig!

Das Jahr lief aber trainingstechnisch anders ab. Die Zeit war dieses Jahr etwas knapper. Die Arbeit rief etwas lauter und somit muss der Triathlet, welcher sich für eine Langdistanz vorbereitet, akzeptieren, dass ein Tag tatsächlich nur 24h hat. 😉 Da gilt es, das Privatleben, die Arbeit und das doch zeitintensive Training in einer guten Balance zu halten. Mal abgesehen davon, das man nur im Team glücklich durch diese Zeit gehen kann!

Wenn ich ehrlich bin, habe ich dieses Jahr meinen Trainingsplan verfolgt, aber auch immer öfter darauf gehört, was mein Körper und mein Herz mir sagen. Ich bin viele Einheiten geschwommen, gefahren und vor allem gelaufen und habe doch irgendwie etwas weniger, oder beschreiben wir es als noch strukturierter, trainiert. Ich fühlte mich ein Stückchen erfahrener. Im Kopf hatte ich immer die positive Einstellung und diesen „Flow“, den man haben sollte. Mit der Brechstange kommt man meist nicht weit, nirgends im Leben, also auch nicht beim LD Triathlon, denn Verletzungen und mentale Tiefpunkte schmeißen einen viel schneller aus der Bahn, als es einem lieb ist. Man schaue sich die vielen Profis an, welche verletzungsbedingt, durch zu vieles und  vielleicht zu hartes Training, Überlastungsbrüche und andere Verletzungen lange heilen lassen müssen.

Dieses Jahr habe ich es im Wettkampfkalender geschafft, ein paar kleinere Rennen und eine Halbdistanz vor meinem persönlichen Highlight setzen zu können. Die Rennen liefen gut und somit war ich innerlich auch nicht in Bedrängnis mit mir selbst. Außerdem wusste ich, was ungefähr auf mich zukommt, das hat auch geholfen. So machten wir uns am Freitag den 19.07 auf nach Zürich!

Angekommen vor Ort, kämpften wir uns durch die verkehrstechnisch doch recht chaotische Stadt zum Züri-See, wie der einheimische ihn liebevoll nennt. Wir fanden glasklares blaues Wasser, angeblich mit Trinkqualität, vor und angeschlossen an diesen ein großes Eventareal im Nordwesten. Es lässt sich an dem Tag schon erahnen, wie groß die logistische Herausforderung ist, ein Großevent wie dieses mitten in der Stadt zu stemmen. Übrigens einer der Gründe warum IM Schweiz 2020 nach Thun umzieht.

Nach dem Briefing durfte ich mich dank meines guten Ergebnisses in Hamburg letztes Jahr, mit stolz bei der Startnummernausgabe bei den AWA (All World Athlete) Athleten anstellen und freute mich über meine spezial Badekappe. 😛

Wir ließen am ersten Tag Zürich auf uns wirken, die Nervosität war noch im grünen Bereich. Ein paar organisatorische Dinge mussten erledigt werden, wie zum Beispiel die Suche nach einem geeigneten Parkplatz für den Renntag, da keine öffentlichen Verkehrsmittel uns von unserer Unterkunft pünktlich zum Start bringen konnten. Abends gab es dann nochmal einen kurzen Nervenzusammenbruch als im Starterbeutel kein Transponder zu finden war…. Alles Cool, den gibts erst beim Bike Checkin. Die Anspannung war also doch schon da. 🙂

Der Samstag war nochmal zum mentalen und körperlichen Seele baumeln lassen. Wir entspannten auf der gegenüberliegenden Seeseite. Ich nutzte die Zeit, um nochmal 30 min Rad zu fahren und 15 min zu schwimmen. Zum späteren Nachmittag sind wir dann zum Bike Checkin gefahren. Der Puls war gefühlt dann schon nicht mehr auf Normalniveau. Eigentlich sollte alles an Equipment im richtigen Beutel gelandet sein, denn die wurden nicht nur einmal wieder aus- und eingepackt. Abends gab es natürlich Spaghetti und dann ging es zeitig ins Bett.

PIEP PIEP PIEP….3:30 Uhr klingelte der Wecker am Renntag. Es war alles vorbereitet und so saßen wir bereits 4:00 Uhr im Auto und machten uns auf den Weg zur Wechselzone. Das Parken klappte auf Anhieb, puhhh ein Problem weniger, sodass ich dann kurz nach Öffnung der Wechselzone um 5 Uhr im strömenden Regen mein Rad nochmal final vorbereiten konnte. Jetzt musste man schon die erste Entscheidung treffen. Schuhe am Rad, demzufolge später total nasse Füße oder im Bike Beutel und dann durch die Wechselzone rutschen beim Lauf zum Rad. Ich entschied mich für die Beutelvariante. Wir waren etwas verwundert über das Wetter, denn wir hatten irgendwie ein anderes auf dem Schirm. Naja zum Radfahren wird es dann schon trocken sein und im Wasser ist es eh nass. Um 6:45 Uhr reihte ich mich dann in den ersten Startblock ein. Die Profis starteten gemeinsam und das Hauptfeld danach ab 6:40 Uhr im Rollingstart verfahren, alle 5 Sekunden acht Athleten. Das nahm irgendwie ungemein den Druck, da es gefühlt nicht so ein ganz wildes Wasserwrestling geben würde. Die letzten Minuten vor dem Start waren ein interessantes Gefühl. Ich war ungemein aufgewühlt und gleichzeitig entspannt, hatte wahnsinnige Vorfreude aber auch Respekt vor dem Tag. Es passiert viel bis man endlich an der Startlinie steht. Das letzte Trainingsjahr nochmal kurz revue passieren lassen und dann vollen Fokus auf den Start. 

Um 6:49:14 Uhr machte ich mich dann zum zweiten Mal auf den Weg, diesmal richtig wie es sich gehört. Ich habe ziemlich schnell meinen Rhythmus beim Schwimmen gefunden, das gelingt mir immer öfter und ist ungemein wichtig. Ich hatte das Gefühl anfangs viele Leute zu überholen. Das Wasser war sehr aufgewühlt, einerseits durch die vielen Athleten, andererseits aufgrund der Wetterlage. Wir schwammen ein großes T ins Wasser. Eine Runde a 3,8km. Zwei Mal hatte ich das Gefühl mein Transponder zu verlieren, sodass ich mich im Wasser zusammenrollte, um irgendwie zu checken ob ich das Ding gleich verliere. Kein schönes Gefühl. Ach bisschen locker schadet nicht, wie soll der über die Ferse rutschen, das passt schon und weiter. Da kam ein Athlet vorbei, der hatte definitiv den Delfin als Schwimmabzeichen, an den hängte ich mich eine Weile. Die Zeit verging zügig, immer wieder Bojen suchen und schauen nirgendwo in eine große Gruppe reinzugeraten war mein Plan. Das ging soweit auf, auch wenn es ab und an ordentlich auf und ab ging auf dem doch rauen Wasser. Bei ca. 57 Min merkte ich dann das ich damit auch nicht unter meiner geplanten Stunde bleiben werde, dafür war das erste Zwischenziel noch zu weit entfernt. Ich setzte bei 1:03:10h den Fuß auf die Wechselmatte. Ok für die Bedingungen, aber nicht überragend. 

Rein in die Wechselzone, Beutel krallen, ins Wechselzelt und schnell aber entspannt umziehen. Transponder festmachen, Helm auf und zu, Startnummer ummachen, Schuhe an und los. Und schon saß ich kurze Zeit später auf dem Rad. Ein Glück hatte ich die Schuhe im Beutel, die waren so schön trocken. Keine 5 Minuten später öffneten sich die Schleusen von oben und es begann der Regenspaß. Ich würde es als Starkregen bezeichnen, das tat ja schon fast weh auf der Haut. Bei 40km/h auf dem Auflieger musste man da schon etwas aufpassen. Als man die ersten Athleten neben ihrem Fahrrad liegen sah, wurde einem auch bewusst, dass man sich 100% konzentrieren sollte. Da ich die Radstrecke nicht kannte und die Straße sehr nass war, fuhr ich, aber auch viele andere Athleten, die ersten 90 km sehr defensiv und überaus vorsichtig durch die Wohngebiete mit den engen Kurven und den zahlreichen Kreisverkehren. Es war dennoch fantastisch, auch wenn ich hoffte, dass es bald aufhört mit regnen, da ich anfing auszukühlen trotz der hohen Drehzahlen. Das Rennen war noch nicht zu weit fortgeschritten, da machte es in einer Kurve beim überfahren einer Schwelle knack und mein Flaschenhalter inklusive meiner Gelverpflegungsflasche, Isoflasche und einem Schlauch, hinter meinem Rücken, lagen auf der Straße. Zum Glück ist keiner der nachfolgenden Athleten drübergeflogen. Shit was nun! Alles eingesammelt, die Gelflasche versucht schnell auszutrinken, Schlauch in die Rückentasche und weiter. Die nächsten Minuten vergehen mit sortieren und Strategie wechseln. Im LD Triathlon ist es sehr wichtig sich richtig im Rennverlauf zu verpflegen. Es gibt sogar „Special Need“ Stationen, wo Sportler ihre eigenen, körperverträglichen Produkte abgeben können. Naja da musste ich eben jetzt Gels in den Verpflegungszonen aufnehmen und gleichzeitig etwas langsamer durchfahren, um den noch übrigen Tank im Rad zu füllen und etwas zu trinken. Das klappte soweit ganz gut, ich war lediglich einmal komplett leer an Speis und Trank vor der Verpflegungsstation. Toilettengänge waren bei der Wetterlage auch kein größeres Problem, man war ja eh komplett nass… 😉

Die zweite Radrunde war dann insgesamt schneller, da es abtrocknete. Außerdem kannte ich die Strecke dann, so konnte man wesentlich schneller gewisse Bereiche durchfahren. Es war immer wieder schön auch an den besten Fans an der Strecke vorbei zu kommen. Da wo es besonders laut wurde, standen meine Liebsten und jubelten wie verrückt, ein absoluter Energieschub! Die Berge hoch wurde es zäher, aber ich fühlte mich an den Anstiegen immer noch wie eine Bergziege und überholte im Eiltempo Athleten, deren Blicke doch manchmal skeptisch waren. Das Radfahren war absolut geil, die Strecke sehr abwechslungsreich mit vielen schönen Ausblicken. Nach 5:07:17h flog ich in die Wechselzone. Zweimal durfte man den Heartbreak Hill durchfahren, ein knackiger Anstieg ala Solarer Berg, wie beim Datev Challenge Roth, nur etwas kleiner. Da wurde man hochgebrüllt und die Zuschauer standen eng, wie in den besten Zeiten der Tour de France. Geil!

Der härteste Part dieses Tages stand mir aber noch bevor, der Marathon. Mittlerweile war es richtig warm. Der Wechsel klappte super und schon war ich auf Runde eins von vier. Die Strecke schlängelte sich am See entlang, durch die Altstadt, auf die gegenüberliegende Seeseite und wieder zurück. Hier merkte ich schnell, dass jetzt der Kampf richtig begonnen hat. Der Zahnarzt begann meinen Zahn langsam zu ziehen. Ich pendelte mich dann bei Kilometer 15 bei einer 5 Minuten Pace ein. Die nächsten Kilometer mal etwas drüber mal etwas drunter. Einer meiner besten Freunde war auch vor Ort und machte an vielen Stellen der Strecke richtig Lärm. Irgendwo, irgendwie entdeckte ich Ihn immer wieder, stehend, liegend, springend. Mit vollem Elan war Björni dabei und machte es mir damit auch leichter! Thx Diggie!

In Runde drei krampfte es aus dem nichts im hinteren Oberschenkel, das hatte ich aber schnell wieder rausgelaufen. Auf den letzten Kilometern war es wieder ein Laufen am absoluten Grat zum Krampf. Jeder Läufer, der an sein Limit geht, kennt diese Sphäre in der man dann förmlich schwebt, oder soll ich sagen dahin trottet :). Bloß keine falschen Schritte machen. Band für Band bekam ich an meinen Arm, mit jeder Runde. Je bunter der Arm, desto näher war ich dem Ziel. Jedes Mal beim Durchlaufen der Runden führte die Strecke direkt am Ziel vorbei, da spürt man die Emotionen und die Energie der Zuschauer. Runde drei war die Hölle und gefühlt doppelt so lang. In der vierten Runde habe ich dann etwas kalkuliert und gerechnet. Da geht zum einen die Zeit rum, aber ich wollte auch unter 10h bleiben. Der Tank war beim Laufen insgesamt etwas eher leer, als ich mir es erhofft hatte, dennoch stand am Ende beim Marathon 3:39:20h. Die letzten Meter waren ein absoluter Genuss. Der rote Teppich war eigentlich viel zu kurz. Mit einer Gesamtzeit von 9:56:44h erreichte ich erschöpft aber sehr sehr glücklich das Ziel! Done! Gänsehaut, das will man erlebt haben. Das war jetzt aber wirklich richtig!

Nachdem ich mir meine Belohnungsküsschen abgeholt hatte, durfte ich im Athletengarten im Jacuzzi relaxen, eine Massage abholen und es gab kalte Getränke und etwas zu essen. Das war super organisiert, wobei der Magen brauchte nach so viel Flüssignahrung schon ein paar Tage, um wieder richtigen Hunger aufzubauen. Innerlich verflog die Anspannung zunehmend, ein schönes Gefühl. Trotz der steifen Beine war die innere Zufriedenheit groß. Wir hängten noch etwas Urlaub an das Geschehene und genossen die gemeinsame Zeit. Lediglich das Treppen laufen war echt anstrengend 🙂

Die Gesamtplatzierung 104 von 1.560 Finishern und Platz 28 in der doch schnellen Altersklasse ist super. Dennoch fehlt noch ein wenig Erfahrung und mehr Power, um weiter nach vorn zu rutschen. Für einen Hawaiislot gehört das richtige Rennen, mehr Leistung und etwas Glück dazu. Aber man muss ja auch Ziele und Träume haben.

Thanks for Cheering, danke an alle, die mich unterstützt haben. Es war wieder eine interessante Erfahrung. Ich freu mich doch jetzt schon wieder auf weitere Events 🙂

Grüße Philipp

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