Iserlauf 2018

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Iserlauf 2018

Wenn bei den Triathleten Saisonpause angesagt ist, sind die Skilangläufer am Zuge.

Da ich mich eher nicht zu den Hardcore-Triathleten zähle, „wurstel“ ich das ganze Jahr etwas rum und Skilanglauf steht da genauso ebenbürtig in der Prioritätenliste der „Körperertüchtigung“ wie MTB oder Crosslauf. Und in dem Zusammenhang wird auch mal ein langer Kanten, sprich – Worldloppet angegangen. 2018 sollte es also mal wieder der legendäre Iserlauf sein. 50 km Klassikstil bei einem der traditionsreichsten Langläufe Mitteleuropas (51. Auflage!).  Nach ein paar Jahren Abstinenz zugunsten des Piastenlaufes (das polnische Pendant zum Iserlauf) zog es mich nun zum 15. Mal nach – Jizerska Padesadka. Mein guter Freund und Nachbar Claudius hat dafür das Kunststück fertiggebracht, in der Lesni Chata gleich oberhalb des Startareals ein Quartier zu bekommen. Das ist wie ein Fünfer im Lotto und Luxus pur. Tiefenentspannt konnte man so gegen 9.15 Uhr zum Start schlappen, statt ab 7.00 Uhr mit PKW und Bustransfer ab Liberec eine stressige Anreise am Wettkampftag zu ertragen. Ein  Start in der 2. Welle hat man mir aufgrund meines Vorstrafenregisters (Ergebnisse aus den Vorjahren;)) zuerkannt. Ganz wohl war mir bei der Sache aber nicht. So weit vorn zu starten, bedeutet auch einer Menge mentalem Druck ausgesetzt zu sein. Offensichtlich hat sich der stressfreie Wettkampfbeginn aber gut auf die Psyche ausgewirkt. Bei guten, aber sehr wechselhaften Schneeverhältnissen, konnte ich die ersten 8 km Daueranstieg ganz ordentlich mithalten, der Ski hatte dank der Allzweckwaffe VR 45 einen guten Abdruck. Dann der schönste Teil des Laufes: In abwechslungsreicher Fahrt, immer zwischen Diagonalschritt und Schiebetechnik wechselnd, geht die Reise nach Kleiniser, wo dann auch etwa die Hälfte absolviert ist. Danach der moralisch sehr einprägsame Abschnitt Promenadni – ca. 5 km schnurgerade Loipe mit 2 langen Anstiegen. Man kann das Elend also von Anfang an einsehen. Aber wenn das geschafft ist, darf man sich zur Belohnung auf 2 km rasante Abfahrt zum Wittighaus freuen, bevor es dann richtig fett wird: Frontalanstieg hinauf zum Cihadel, anfangs brutal steil, dann  2km langanhaltend mäßig steigend. Auf dem Anfangskilometer war in Sachen Stieg dann auch Fehlanzeige. Aber die anderen haben auch alle gekämpft. Puls jenseits der 200 hat mir Garmin nachher verkündet. Nur gut, dass es danach wieder angenehmer wird, denn dann kommt die Zeit der „Schieber“. 10 km Doppelstockschub bis die Adern platzen. Aber das ging auch und ich konnte mich zwischen diesen ganzen Verrückten gut behaupten. Andere Jahre deutete sich bei ca. 40 km allmählich in den Ärmchen ein Krampf an, dieses Jahr aber nicht. Na also Alterchen, dacht ich so, geht doch! An der Teebude „Hrebinek“ gab es leider keinen Glühwein wie sonst üblich, sondern „Iontschak“ (so rufen die Helfer das Gebräu aus). Das ist so ein isotonisches Enervit –Gesöff. Schmeckt grausam – aber wat mut, dat mut. Nun die letzten 10 Kilometer, wobei es mir da jedes Mal vor dem hässlichen Anstieg nach der „Weißen Küche“ gruselt. Der zieht die Körner und ich kann mich noch gut an das katastrophale Rennen 2013 erinnern (Neuschnee ohne Ende und keine Loipe ), da hab ich an dem Anstieg sogar mal die Skier getragen. Aber auch das ging dieses Jahr ganz ordentlich und einigermaßen stilvoll, denn inzwischen hatte ich auch wieder besseren Stieg. Die letzten 5 Kilometer kurz vor Bedrichov entwickeln sich traditionell nochmal zur wilden Jagd, denn da drehen alle ein letztes Mal an der Uhr und man quält sich gehörig. Einer der mich offensichtlich kannte, überholt mich, feuert mich an, erzählt was von den letzten Körnern usw. Keine Ahnung wer das war. Aber ich hab tatsächlich nochmal gebissen, nochmal Leute überholt. Das ist mir sonst nie gelungen. Als Ergebnis,  Zieleinlauf bei Sonnenschein – ein purer Genuss. Als ich die Zielzeit sehe, kann ich es nicht glauben: Unter 3.30h. Wow. Bier verdient.

Benno

PS: Neben mir hat sich von O-SEE Sports auch noch Tino Paul an die 50 km gewagt. Auf dem 25km-Rennen hab ich Andreas Römer in der Liste gesehen.

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