Teil 2 Langlauffeeling im Isergebirge: Bieg Piastow

Und nun Teil 2 des Langlauffeelings im Isergebirge: Bieg Piastow.
Seltsamerweise hab ich es bisher nie geschafft, Iserlauf und Bieg Piastow, also den Piastenlauf in einem Jahr zu absolvieren, jedenfalls nicht in den letzten 10 Jahren. Was vorher war, ist eh nicht aussagefähig… Aber inzwischen sind beide Rennen sogenannte World Loppets, also Premium-Format in Europa. Und beide in einer vergleichsweise kleinen Region. Spricht für das Isergebirge. Der Iserlauf war früher immer Anfang Januar, der Piastenlauf eigentlich schon immer im März. Inzwischen sind beide aber zeitlich ziemlich nah aneinandergerückt. Da die Schneesicherheit Anfang Januar nicht mehr gegeben war, ist der Iserlauf nun in den Februar geschoben worden. Fast schon zu eng für zwei solche Highlights. Vergleicht man beide Läufe, sind sie bzgl. Höhendifferenz und Länge vergleichbar. Aber der Charakter beider Läufe ist jeweils grundverschieden. Während man den Iserlauf fast schon episch in einer großen Runde absolviert, wird man beim Piastenlauf vor allem in der zweiten Hälfte kreuz und quer durchs Gelände geschickt, aber öde lange Anstiege gibt es da eher nicht, daher abwechslungsreicher. Der Iserlauf beginnt heftig mit 7 km Anstieg, der Piastenlauf hat es eher in der zweiten Hälfte in sich. Beim Iserlauf hat man oft mit Niederschlägen, egal ob als Schnee oder Regen zu kämpfen, beim Piastenlauf heizt die Märztemperaturen die Loipe auf und hinterlässt oftmals eine arg sülzige Spur. Aus den bisherigen Erfahrung bin ich immer mit dem Iserlauf besser klargekommen. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich beim Piastenlauf in der zweiten Hälfte regelmäßig eingebrochen bin.
Da wir uns dieses Jahr für einen Winterurlaub mit kleinem ökologischen Fußabdruck entschieden hatten (Isergebirge/Bedrichov), lag es also nahe, das Projekt Isergebirgsdouble anzugehen und nach Iserlauf nun den Piastenlauf gleich hinterherzuschieben (im wahrsten Sinne). Gesagt getan, angemeldet ist schnell… Am 2.März, während alle in der Pension noch in die Kissen röchelten verschwand ich gen Jakuszyze/Jakobsthal. Im Auto mehrere paar Skier und eine große Wachskiste, da ich nicht so richtig wusste, was mich am Start wetter- und schneemäßig erwartete. Die ganze Woche hatte die Sonne ordentlich an der Schneeedecke genagt, gestern aber regnete es dann ganz dezent. Aber: über Nacht sanken die Temperaturen knapp unter null und der teilweise angekündigte Schneefall blieb aus – ein Fall für Klister. Für mich „suboptimal“ da vom Klistern keine Ahnung. Hatte mich aber dann mental auf Rode „nera“ eingestellt, den hatte ich extra noch in Bedrichov gekauft. Den Kleber wollte ihn also auf dem Parkplatz nach Benno-Manier raufschmieren, mit ziemlich unwohlem Gefühl, da erblickte mein Adlerauge ein Rudel Bertsdorfer und ich war augenscheinlich gerettet. Denn als die Cracks mein hilfloses Rumgepappe sahen, ergriff sie das Mitleid. Volker nahm sich meiner an und was soll ich sagen? Ich hatte den besten Ski von allen. Gefühlt jedenfalls. Am Berg super Stieg, in der Abfahrt war keiner so richtig schneller. Und so begann ich das Unternehmen „Feld von hinten aufrollen“. Man hatte mich für die 3. Startwelle für würdig befunden. Aber von da biss ich mich gut nach vorn durch und konnte ordentlich Boden gutmachen. Das ging immer nach dem gleichen Schema: auf geraden und Abfahrtsstrecken ordentlich in der Mittelspur schieben, am Berg in lupenreinen Diagonalschritt in der linken Spur (die war etwas stumpfer) an allen vorbei marschieren. Die Kilometer sausten so gut durch, ich hatte auch zu keinem Moment das Gefühl, dass der Mann mit dem Hammer kommt. Und so hielt ich das durch. Auf den letzten 3 Kilometern noch paar Scharmützel mit einer extrem ehrgeizigen Polin, aber ganz Kavalier ließ ich ihr auf der Zielgeraden den Vortritt, scheiß auf den einen Platz…
Dann der Blick auf die Uhr – 3h 06 min. Damit habe ich die Iserlaufzeit regelrecht pulverisiert. Unglaublich. Das schönste Langlauferlebnis ever. Riesenkompliment an die Polen bzw. die Veranstalter. So eine Loipe. Begeisterung pur.
Am Auto wartet ich dann auch noch auf meinen Zittauer Nachbar linkerseits, Micha . Der war auch gut unterwegs, aber den 3.06 konnte er nix entgegensetzen: 1:0 im Korseltstraßenduell. Finisherfoto, kurze Auswertung und ab nach Bedrichov zurück. Aber bevor ich mich vom Parkplatz trollen konnte, lief mir das Berzdorfer Rudel nochmal über dem Weg. Also fiel ich Volker, Otti und Co fast um den Hals und bedankte mich nochmal überschwänglich für ihren Support, mit dem Versprechen, mich mit einem Bier bei der O-SEE zu revanchieren.
Fazit: Keine Ahnung, warum ich früher mit dem Piastenlauf so gefremdelt habe. Dieses Jahr war es der bessere, der beiden Loppets. Auch das Gesamtpaket war stimmiger, im Vergleich zu, Iserlauf (Startgeld, Give away, Loipe). Nächstes Jahr wieder. Ziemlich sicher sogar.
Nun aber erkläre ich die Wintersaison für beendet. Das Bike ruft…

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